Geburtsbericht: Ferdinand

„Ferdinand’s sanfte Geburt“

Am 13.11. in der Früh haben sich die ersten Anzeichen bemerkbar gemacht, dass sich unser Bauchzwerg nun auf die Reise macht und wir uns bald kennenlernen werden. So wie eine leichte Schmierblutung auch bei meiner ersten SS die bevorstehende Geburt angekündigt hatte, so kam es auch diesmal.

Ganz konnte ich mich aber noch nicht auf die Geburt einstimmen, zuvor musste noch meine Tochter versorgt werden. Während sie den Vormittag gemeinsam mit meinem Mann beim Schwimmkurs war, bereitete ich Milchbildungskugeln vor, ein Punkt, der auf meiner „To- do-before-Baby-arrival-Liste“ noch nicht erfüllt war. Danach kochte ich unser Mittagessen – eine Kartoffel-Kraftbrühe und Dinkelpalatschinken mit Topfen-Nuss-Füllung.

Die restliche Zeit nutzte ich, um mich noch ein wenig auszuruhen, bevor meine Tochter vom Schwimmkurs wieder heimkehrte. Außerdem informierte ich in großer Vorfreude über die ersten Anzeichen der bevorstehenden Geburt meine Hebamme Beate Schütz und meine besten Freundinnen.

Im Laufe des Nachmittags wurden die Kreuzschmerzen immer mehr und auch die Blutung nahm noch weiter zu. Meine Tochter konnte ich dankenderweise für ein paar Stunden zu meiner Nachbarin bringen. Die freie Zeit nutzte ich dafür, um noch einmal den Inhalt meiner Kliniktasche zu checken, sowie mir eine warme Dusche mit Lavendelentspannungsduschöl zu gönnen.

Als ich meine Tochter von der Nachbarin abholte war es bereits 17:00 und es dämmerte. Ich nahm die Laterne meiner Tochter mit (am Vortag fand das Laternenfest im Kindergarten statt) und so machten wir zwei eine andächtige Laternenwanderung bis es ganz

dunkel war. Dabei bereitete ich meine Tochter noch einmal darauf vor, dass ich wahrscheinlich noch heute Nacht ihr Geschwisterchen (wir wollten uns überraschen lassen und wussten das Geschlecht unseres Kindes zu diesem Zeitpunkt noch nicht) auf die Welt bringen werde und wie das in den nächsten Tagen ablaufen wird (wer auf sie aufpassen wird etc. wenn ich im Krankenhaus sein werde).

Nach einem gemeinsamen Abendessen brachte ich meine Tochter um 19:00 ins Bett und ab 19:30 hatte ich dann endlich Zeit, um mich voll und ganz auf mich und auf das Baby in meinem Bauch zu konzentrieren.

Nach einer erneuten warmen Entspannungsdusche begab ich mich gleich in das Gewand, das ich für den Weg in die Ragnitz ausgewählt hatte, machte die Küche sauber, räumte das Wohnzimmer auf und wählte Musik aus, die mich an diesem magischen Abend begleiten sollte (Yiruma, Pachelbel Canon in D). Dabei wurde ich sehr sentimental, weinte auch sehr viel, weil mir der Abschied von der Schwangerschaft einfach sehr schwer fiel. Inzwischen waren zu den starken Kreuzschmerzen ab 20:30 auch Wehen im 15 Minuten Rhythmus dazugekommen. Mir war kalt und so begab ich mich für die Wehenarbeit vor den eingeheizten Ofen im Wechsel im 4-Füßer- Stand oder über den Pezi-Ball gebeugt.

Um 09:30 kam dann mein Mann von der Arbeit nach Hause. Nach einer Dusche richtete auch er alles bereit was er vorhatte zur Entbindung mitzunehmen. Von 10:30 weg bis 12:00 wurden die Wehen immer strärker und kamen um Mitternacht schon im 5 Minuten Takt.

Um 0:15 habe ich dann noch einmal mit meiner Hebamme Beate Schütz telefoniert. Wir haben vereinbart, dass wir uns um 0:45 in der Ragnitz treffen.

Davor mussten wir noch den Babysitter für unsere Tochter abwarten. Leider gestaltet sich die „Betreuungs-Übergabe“ etwas problematisch. Kurz bevor wir das Haus verlassen wollten ist unsere Tochter aufgewacht und wollte partout mit uns mitfahren und verstand es einfach überhaupt nicht, dass wir alleine ohne sie los müssen. Wir konnten sie aber schließlich beruhigen und sie damit locken, dass sie als Belohnung dafür, dass sie nun wirklich so tapfer ist und alleine mit Dani (Babysitter) da bleibt, am I-pad „Bibi Blocksberg“ anschauen darf und auch so lange aufbleiben darf wie sie möchte. Sie nahm uns beim Wort und war, so wie wir am nächsten Tag erfuhren bis 04:30! in der Früh munter und forderte vom Babysitter ein ihr noch eine und dann noch eine Geschichte zu erzählen, Schokolade zu essen etc. Eingeschlafen ist sie dann schlussendlich um 04:30 bei der Musik von „Vodka Lennon“ (bei der Band, bei der ihr Papi Schlagzeug spielt) ☺

Wir sind dann also um 01:00 tatsächlich von daheim in Richtung Ragnitz losgehfahren und kamen um 01:15 dort an. Beate Schütze hat dann schon auf uns gewartet und so eine Ruhe ausgestrahlt, dass jede Aufregung sofort verflogen ist! Von dort weg war alles sehr gemütlich und wir haben uns von Anfang an sehr wohl bei ihr gefühlt.

An diesem Abend war es sehr ruhig. Es waren keine weiteren Geburten im Gange und außer der Nachtschwester und Beate haben wir niemanden wahrgenommen.

Beate hat uns gleich den Kreißsaal gezeigt, den sie für uns ausgesucht hat – den schönsten und größten der Ragnitz, wie sie meinte. Er war ausgestattet mit einem gemütlichen Kreißbett und einer Gebärbadewanne. Im Raum war das Licht angenehm gedimmt und es war gemütlich warm. Nachdem ich mich zum Teil umgezogen hatte und die Wehen im 4-Füßer-Stand auf dem Kreißbett vorne über gebeugt verarbeitet habe, hat Beate mir ein CTG angehängt. Da es

unserem Baby wirklich gut zu gehen schien hat sie mir bald angeboten mir ein mobiles CTG anzuhängen und als ich später in die Badewanne gestiegen bin haben wir gänzlich auf das CTG verzichtet, vor allem auch, weil ich mir immer eine so wenig invasive und sehr natürliche Geburt gewünscht hatte. Darauf versuchte Beate wirklich sehr gut einzugehen.

Ein wenig später hat Beate ganz vorsichtig meinen Muttermund getastet. Sie meinte er müsse ca. 4cm weit offen sein, wäre aber sehr weich und ließe sich sicher schon auf 5-6cm aufdehnen. Beate meinte es wäre die richtige Entscheidung von uns gewesen herzukommen, denn nun hätten wir noch genügend Zeit bis das Baby kommt und es kann alles ganz ruhig ablaufen.

Danach hat uns Beate einen Tee gemacht und uns angeboten uns unser Zimmer zu zeigen. Wir hatten wirklich Glück und haben das Zimmer Nr. 126 zugeteilt bekommen, das ruhigste Zimmer der Station, ein Eckzimmer mit Blick ins Grüne. Ganz gemütlich haben wir uns dort eingerichtet, immer wieder habe ich inzwischen die mittlerweile sehr starken Wehen durch gezieltes Ausatmen gut verarbeitet.

Später sind wir wieder zurück in den Kreißsaal, wo ich erneut kurz im 4-Füßer-Stand und auf dem Pezi-Ball versucht habe die Wehen gut wegzuatmen.

Beate hat uns Entspannungsmusik eingeschaltet und mir angeboten die Badewanne zur Entspannung einlaufen zu lassen. Um ca. 02:15 bin ich in die Badewanne gestiegen, die angenehm warm temperiert war. Die Wehen wurden in der Badewanne noch intensiver. Beate hat mich ab diesem Zeitpunkt super geführt und mir Anweisungen gegeben wie ich die nun starken Schmerzen am besten aushalten kann.

Unmittelbar danach hat Beate mit Frau Dr. Sala telefoniert (meine FÄ Frau Dr. Ballon war an diesem We nicht da und Frau Dr. Sala war ihre Vertretung) und ihr mitgeteilt, dass der Muttermund bereits im Verstreichen sei und sie sich schon auf den Weg zu uns machen kann.

Um ca. 02:45 ist dann die Fruchtblase geplatzt und das Köpfchen war dann bald sichtbar. Beate hat mir angeboten das Köpfchen anzugreifen, um mich noch einmal für die letzten Wehen zu motivieren. Und es war wirklich ein unbeschreibliches Gefühl die vielen Haare unseres Babys das erste Mal auf meiner Hand zu spüren.

Nachdem die Fruchtblase geplatzt war, waren noch zwei weitere Wehen nötig, um unserem Sohn FERDINAND das Leben zu schenken. Ferdinand ist, nachdem der Kopf sichtbar war im Ganzen nach draußen geflutscht und wurde um 02:50 mit 2750g, 50cm und 34cm KU sanft ins Wasser geboren.

Unser Sohn hatte es eilig und erblickte das Licht der Welt noch bevor Frau Dr. Sala (die sicher nicht länger als 20 Minuten zu uns her gebraucht hatte) da war.

Selbst die intensive Wehenarbeit habe ich nicht schlimm in Erinnerung, weil ich mich bei Beate so wohl gefühlt habe. Diese Geburt so intensiv und detailgetreu in Erinnerung zu haben ist ein sehr schönes Gefühl für mich, denn so konnte ich die Transformation von der Schwangerschaft hin zur Mutterschaft bewusst erleben und erinnere mich auch heute (eine Woche nach der Geburt) noch genau an jedes Detail.

Nachdem Ferdinand geboren war hat Beate die Nabelschnur entwirrt (Ferdinand hatte sie um, wie einen Hosenträger um) und hat mir unseren Sohn sofort auf die Brust gelegt. Er wirkte total entspannt und schaute uns auch bald zum ersten Mal an.

Spitze fand ich, dass Beate darauf geachtet hat, dass die Nabelschnur ganz auspulsiert war, bevor mein Mann sie durchtrennt hat. Danach wurde Ferdinand nur gewogen und gemessen, ihm wurde nur eine Windel angezogen und er wurde in ein vorgewärmtes Handtuch gewickelt und so konnten wir gemeinsam bis am nächsten Tag in der Früh in unserem Zimmer gemeinsam mit Papa kuscheln.

Nach der Geburt hat uns Beate auch bei unserem ungewöhnlichen Wunsch unterstützt ein Stück von der Plazenta zu essen und daraus mit Erdbeerpago einen Shake zu machen, um die besonders wertvollen Nährstoffe der Plazenta zu nützen und dem gefürchteten Baby Blues zu entkommen bzw. die Kraftreserven nach der Geburt schnell wieder zu aktivieren und auch den Milcheinschuss zu beschleunigen.

Weiters wurde darauf eingegangen ein Stück Plazenta bzw. der Nabelschnur in eine mitgebrachte Glycerin-Lösung einzulegen, um daraus in einer Apotheke Globuli herstellen zu lassen.

Da die Geburt (zwar nicht geplanterweise) ohne ärztliche Begleitung von Statten ging (wie beschrieben kam Frau Dr. Sala erst dazu, als Ferdinand schon geboren war) war sie für mich genauso wie ich sie mir gewünscht hatte, so nicht invasiv wie möglich, quasi eine Hausgeburt, mit dem Unterschied, dass sie ganz sanft in einem anderen Haus – der Ragnitz – stattgefunden hat.

Danke Beate Schütz vielmals, dass du mich/uns bei diesem wunderschönen Erlebnis intuitiv genauso begleitet hast, wie ich es mir gewünscht habe.

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