Geburtsbericht von Julia

 

Alles begann an einem Freitag den 13. im Mai als sich nach dem Mittagessen plötzlich ein vermeintlicher Magen Darmvirus eingeschlichen hat – oder war es vielleicht doch ein verdorbenes Lebensmittel?! Die Nacht war durchwachsen, ich habe mehrmals erbrochen, die Übelkeit lies nicht nach, der Bauch wurde immer wieder fest und dann kam auch noch ständiger Harndrang und Fieber hinzu. In den frühen Morgenstunden, erschöpft von der Nacht, legte ich mich wieder ins Bett und versuchte zu schlafen aber da merkte ich plötzlich den Blasensprung. Somit suchte sich unser Baby Eva als Hebamme aus und ich hab sie dann auch gleich angerufen und ihr von den Ereignissen berichtet. Wir vereinbarten ein Treffen im Kreißsaal. Kurz darauf gingen wir zum letzten mal zu zweit aus dem Haus und hofften bald zu dritt wieder zurück zu kommen. Als ich dann im Kreißsaal stand, konnte ich noch immer nicht ganz glauben, dass es jetzt so weit ist. Nach jahrelangem unerfüllten Kinderwunsch, einer ICSI sowie einer durchaus fordernden Schwangerschaft sollte endlich dieses Wunschkind auf die Welt kommen. Eva wartete schon auf uns, empfang uns sehr herzlich und hat vom ersten Moment eine unfassbare Empathie, Ruhe und Sicherheit ausgestrahlt. Nach der ersten Untersuchung war klar, es wird noch etwas dauern, nur leichtes ziehen, der Muttermund gerade fingerdurchlässig und der Gebärmutterhals noch nicht wirklich verkürzt. Eva versuchte mit Akupunktur und Homöopathie das Ganze etwas in Schwung zu bringen – leider ohne großen Erfolg. Mein Fieber ist immer wieder angestiegen und die Entzündungswerte im Labor waren leicht erhöht. Also bekam ich zusätzlich Antibiotika. Zumindest die Symptome des vermeintlichen Magen-Darmvirus waren wieder weg. Wir durften in unser Zimmer um uns etwas auszuruhen und noch Energie für die nächsten Stunden zu tanken. Am Abend bekam ich noch einen Streifen, aber auch dieser zeigte noch keine große Veränderung. So entschieden wir uns die Nacht nochmal zum durchatmen zu nutzen und am Sonntag weiter dran zu bleiben. Langsam aber doch wurden die Wehen in der Nacht stärker. Ab 4 Uhr war dann damit nicht mehr an schlafen zu denken aber es war noch gut auszuhalten. Eva holte uns morgens wieder zur Untersuchung ab. Da aber der Geburtsfortschritt nicht nennenswert war, wurde mit dem i.v. Wehenmittel gestartet – es dauerte etwas aber dann merkte ich deutlich stärkere Wehen, die Intensität steigerte sich immer mehr aber der Muttermund wollte sich trotzdem nicht wirklich öffnen. Erschöpft von der Schlaflosigkeit, dem immer wieder ansteigenden Fieber, den Schmerzen der Wehen die sich nicht mehr veratmen ließen, habe ich dann erstmal um Schmerzmittel gebeten. Die beste Lösung schien uns eine PDA und es war der Himmel auf Erden. Das legen der PDA im Vergleich nicht zu spüren, die Schmerzen wurden vorerst immer weniger und nach nur kurzer Zeit gab es endlich einen Geburtsfortschritt. Ich konnte Kraft für den Endspurt tanken. Endlich ging der Muttermund weiter auf bis er irgendwann auch verstrichen war. Ich dachte, jetzt sind wir gleich fertig aber so einfach wars doch noch nicht. Der Kopf wurde von einer kleinen Hand begleitet – dies erschwerte den Weg durch den Geburtskanal. Die Hand am Kopf war nicht wegzubekommen trotz intensiver Bemühungen von Eva sowie unzähligen Übungen und Kunststücken inklusive Kopfstand. Mein Ziel es bei Tageslicht zu Ende zu bringen rutschte wieder in die Ferne. Als die Presswehen begannen, war ich optimistisch dass wir es aber jetzt wirklich bald geschafft haben. Mein kleines Baby rutschte in der Wehe zwar nach unten, aber in der Wehenpause wieder nach oben! Ich presste mit aller Kraft, in allen Positionen die mir sinnvoll erschienen aber zunächst ohne großen Erfolg. Eva motivierte mich unfassbar, mein Mann war ständig da und hätte mich emotional nicht besser begleiten können und ich versuchte alles zu geben. Nach einer gefühlten Ewigkeit fragte ich sie ob wir wenigsten über den Punkt drüber sind um sie mit Unterstützung unten raus zu bekommen und es keine Sectio mehr wird, aber soweit waren wir leider auch noch nicht. Aber Eva sagte kurz darauf auch die nächste Wehe könnte die vorletzte sein. Es vergingen so einige weitere Presswehen und irgendwann ging es dann doch tatsächlich weiter, das Ziel sie jetzt wirklich ohne Sectio da unten raus zu bekommen lies ich dabei nicht aus den Augen. Es steckte schon viel zu viel Arbeit, Kraft und Schmerz in den letzten Stunden, um es dann doch nicht auf natürlichem Weg hinzubekommen. Als ich Eva dann endlich hörte, wie sie meinen Gynäkologen angerufen hat und „Geburt“ gesagt hat, wusste ich jetzt muss ich es bald wirklich geschafft haben. Wenige Minuten später konnte man den Kopf spüren und kurz darauf war unser Baby tatsächlich da! Dieser unfassbare Druckschmerz war weg, ich konnte durchatmen wie seit Monaten nicht mehr und als ich mich aufsetzten konnte lag sie in Eva’s Händen, unser Wunder, mit der Hand verwickelt in der Nabelschnur. Nach wenigen Sekunden schrie sie schon, wurde rosig und Eva hat sie mir auf die Brust gelegt. Sie sah uns mit großen Augen an und erzählte viel von ihrer schweren Reise, und ich war einfach nur unbeschreiblich glücklich, ein gesundes und wunderschönes Baby auf mir zu haben nach diesem langen Weg. Aber allein für diesen Moment hat sich plötzlich alles der letzten Stunden, Monate und Jahre gelohnt! Mein Gynäkologe gratulierte uns herzlich und versorgte anschließend meine Geburtsverletzung. Die Stunden im Kreißsaal fühlten sich wie Minuten an und wir waren einfach nur damit beschäftigt unser Wunder anzusehen und zu versuchen es zu glauben, dass sie da ist und jetzt wirklich alles gut ist! Es ist mir noch immer unbegreiflich zu welcher Höchstleistung der weibliche Körper in der Lage ist aber ohne Eva wäre es undenkbar gewesen! Ihre Unterstützung über ihren Dienst hinaus war unbezahlbar, sie hat diese so überwältigende Geburt so großartig begleitet und dabei selbst meine nicht ausgesprochenen Bedürfnisse berücksichtigt, keine Entscheidungen über meinen Kopf hinweg getroffen und uns dabei noch unfassbar oft zum lachen gebracht! Ich denke in Summe hätte dieses Erlebnis unter anderen Umständen ohne so großartige Menschen durchaus negative Spuren hinterlassen können und wäre somit nicht zum vermutlich einschneidensten, schmerzhaftesten aber trotzalledem schönsten Ereignis meines Lebens geworden! Eine unbezahlbare Erinnerung, wofür ich jedem Einzelnen der dazu beigetragen hat unendlich dankbar bin!

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