Positiver Geburtsbericht – Mariella – 24.05.2021
Mit dem Geburtsbericht unserer Tochter möchte ich mir ein Herz fassen und anderen Frauen Mut machen, die, so wie einst ich, mit dem Thema Geburtstrauma zu kämpfen haben.
Mit dem positiven Schwangerschaftstest unseres zweiten Kindes stiegen in mir nicht nur Gefühle der Freude auf, sondern auch Ängste und Sorgen. Immer wieder taten sich vor mir die Bilder der Geburt unseres Sohnes auf und mit ihnen Gefühle, die ich in den letzten Jahren scheinbar verdrängt hatte. Spätestens jetzt musste ich mich mit dem Thema „Geburtstrauma“ auseinandersetzen. Im Zuge der Aufarbeitung wuchs in mir der Wunsch nach einer selbstbestimmten Geburt in entspannter und intimer Atmosphäre. Dieses Mal wollte ich meine Geburt nicht „abgeben“, nicht fremdbestimmt sein. Ich glaubte fest daran, dass eine Geburt schön sein konnte und wollte dieses Mal so eine Geburt erleben. Gemeinsam mit meinem Mann entschloss ich mich für eine Entbindung in der Privatklinik Graz Ragnitz. Auf Empfehlung meines Frauenarztes nahmen wir Kontakt auf mit dem Hebammenteam Graz. Nach einem ersten Telefonat mit Beate wusste ich, dass wir hier gut aufgehoben sind! Nach und nach lernte ich auch Nina und Eva kennen. Auch hier konnte ich offen über meine Thematik sprechen. Es war ein Mix aus liebevollen Vorgesprächen und einem Erlernen von Mentaltechniken, die es mir ermöglichten, mich auf diese Geburt zu freuen. Mein Mann unterstützte mich bei all meinen Vorhaben. Ich stellte mir für mich selbst einen Geburtsplan zusammen und wusste mit der Zeit ganz genau, was ich dieses Mal wollte und was hoffentlich vermieden werden konnte.
Bei meiner letzten Untersuchung vor der Entbindung lernte ich Michaela kennen. Ich sprach mit ihr über meine Gedanken, so kurz vor der Geburt. Ihre lieben Worte rührten mich damals zu Tränen. Unsere Tochter muss an dem Tag mit ihrer Mama mitgefühlt haben, denn schlussendlich war sie es, die sich für eine Geburt mit Michaela entschied.
Unsere Reise startete am späten Abend zu Hause, mit einem Blasensprung. Nach einem Telefonat mit Michaela machten mein Mann und ich uns auf den Weg nach Graz Ragnitz. In der Klinik angekommen nahm sie uns freundlich in Empfang, zeigte uns den Kreißsaal und untersuchte mich zunächst einmal. In dieser entspannten Atmosphäre merkte ich, wie die Anspannung von mir abfiel. Ich verlor zwar nach und nach Fruchtwasser, die ersten Wehen jedoch kamen in noch großen Abständen und mit wenig Intensität. Da der Muttermund erst wenige Zentimeter geöffnet war, begleitete Michaela uns auf unser Zimmer, wo wir versuchten zu schlafen, um Kraft zu tanken.
Am nächsten Morgen ging es nach dem Frühstück wieder zurück in den Kreißsaal. Meine Eröffnungswehen kamen zu dem Zeitpunkt zwar regelmäßig, jedoch immer noch in größeren Abständen. Michaela nahm sich sehr zurück und ließ mich in aller Ruhe meine Mentaltechniken anwenden, mit deren Hilfe ich jede Wehe gut veratmen konnte. Da sich aber an der Öffnung des Muttermundes nicht viel tat, bot sie mir homöopathische Hilfsmittel an und gab uns den Tipp, die Schwerkraft wirken zu lassen. Mein Mann und ich machten daraufhin einen Mittagsspaziergang im Klinikpark. Durch das Stehen und Gehen wurden die Wehen kräftiger und die Abstände deutlich geringer. Dennoch tat sich am Muttermund leider nicht viel. Langsam baute sich in mir wieder die Angst auf, dass auch diese Geburt in die Richtung gehen könnte, die bei mir damals, bei unserem Sohn, so traumatisch geendet hatte. Michaela beruhigte mich und hatte ein offenes Ohr für meine Sorgen. Sie verabreichte mir eine Antibiose, weil der Blasensprung nun doch schon länger her war und gab mir alle Zeit der Welt, um in Ruhe gebären zu können. Meine Wehen wirkten jedoch zu schwach auf den Muttermund ein und ich merkte, wie ich mit jeder Stunde müder wurde. Dieses Mal entschied ich mich selbstbestimmt für eine Intervention, ließ mir einen „Wehentropf“ anhängen und vertraute anschließend vollkommen unserer Hebamme.
Mit der Wirkung des Tropfs ging es in den darauffolgenden Stunden Schlag auf Schlag. Die Wehen wurden zunehmend stärker und ich merkte, wie mein Körper mich in einen tranceartigen Zustand zog. Ich ließ mir dann zwar ein Schmerzmittel verabreichen, entschied mich aber bewusst gegen eine PDA. Im Zuge der Geburt stellte sich heraus, dass unsere Mariella ein „Sternengucker“ war, was die Austreibungsphase zu einem Kraftakt machte. Michaela versuchte, mich in bestimmte Geburtspositionen zu bringen, damit sich unser Baby eventuell noch richtig in den Geburtskanal drehen konnte, das war mir jedoch durch die Intensität der Wehen nicht möglich. Mein Körper wollte, dass ich mich einfach nur hinlegte. Michaela akzeptierte die von mir gewählte Position und wich nicht von unserer Seite, unterstützte mich und meinen Mann, wo sie nur konnte, atmete mit mir und sprach mir gut zu, als mir die Kraft auszugehen schien. Mit unserem Frauenarzt war sie telefonisch die ganze Geburt über verbunden und holte ihn in der letzten Phase dazu. An dieser Stelle: Danke Michaela, dass du mir die Möglichkeit gegeben hast, auf meinen Körper zu hören und dass ich jene Geburtspositionen wählen konnte, die für mich am besten passten.
Gemeinsam schafften wir es, Mariella auf natürliche Weise, ohne weitere Interventionen, zur Welt zu bringen.
Leider musste ich gleich im Anschluss an die Geburt unter Vollnarkose in den OP, weil sich ein Stück der Plazenta nicht lösen wollte. Als ich nach der Narkose wieder zu mir kam, war es Michaela, die an meinem Bett stand, mir liebe Worte spendete und mich in unser Zimmer brachte, wo mein Mann und unser Baby auf mich warteten.
Auf der Wochenbettstation bekamen wir täglich Besuch von Beate, Nina oder Eva und wurden liebevoll beim Stillen, Wiegen und Baden unterstützt.
Ich bin dankbar, dass mein Wunsch nach einer selbstbestimmten Geburt in Erfüllung gegangen ist, denn wenn ich jetzt an diese Stunden im Kreißsaal zurückdenke, so mache ich das mit positiven Gefühlen. Dieses Mal gab es im Wochenbett keine dunklen Wolken und wenn mir doch die Tränen kamen, dann waren es Freudentränen.