Geburtsbericht: Fedor

 

Ich hätte nicht gedacht, dass eine Geburt so schön sein kann. In Gedanken an die Geburt wäre Vieles denkbar gewesen – Grelle Deckenfluter, sterile metallische OP Einrichtung oder viel zu viele Menschen auf engem Raum um nur einiges davon zu nennen. Die Atmosphäre im Kreissaal und die Intimität während der gesamten Geburt hingegen hätte ich so nicht erwartet. Wenngleich ich mir auch bewusst darüber bin, dass die Geburt auch ganz anders hätte verlaufen können, bin ich nicht zuletzt deswegen so glücklich darüber, dass wir diesen großartigen Moment so wunderbar und positiv in Erinnerung behalten werden.

Als Vater bin nicht ich es, der dem Geburtsschmerz ausgesetzt ist, der alle seine Kräfte und Reserven mobilisiert, der in diesem Zustand noch Entscheidungen treffen und sich zugleich fallen lassen muss und auch nicht derjenige, der seinem Kind das Leben schenkt. Ich bin derjenige, der vielleicht besser draußen geblieben wäre, weil es einfacher gewesen wäre, oder derjenige, der sich in der Zwischenzeit in der Parkplatzsuche hätte neu erfinden können, weil Ablenkung einfach als Konfrontation gewesen wäre.

Aber ich war dabei. Von den ersten Wehen und dem Blasensprung zuhause bis zum unfreiwilligen Wegdösen neben dem eignen Sohn im Zimmer der Privatklinik Ragnitz.

Und keinen Moment davon will ich missen. Nicht jenen der kanaldeckellosen Anreise im eigenen Auto, nicht jenen emotionalen Gesichtsausdruck meiner Partnerin, als wir Beate am Schwesternstützpunkt erblickten oder jenen der ersten Gewissheit im Kreissaal, dass es wirklich Geburtswehen sind und kein Fehlalarm ist und ebenso wenig den ersten Anruf an Frau Dr. Reihs, mit der Info, dass wir sie heute noch brauchen werden.

Und plötzlich sind wir schon mittendrin. Das CTG schaut super aus, der Kleine ist fit und hilft fleißig mit. Die große Kraft, mit der sich meine Partnerin gegen meinen Körper stemmt, ist beeindruckend. Die Stille und das Vogelgezwitscher von draußen zwischen zwei aufeinanderfolgenden Wehen erlaubt unerwartete Entspannungsmomente. Der Zuspruch und die so wohltuende Art von Beate, mit der sie meine Partnerin und auch mich bestärkt ist wunderbar. Mich überkommt immer wieder ein überwältigendes Gefühl in Erwartung auf unser Kind und uns als Familie. Ich bin von meiner Partnerin und ihrer Energie und Leidenschaft tief beeindruckt. Jetzt soll sich unser Sohn nur noch in den Geburtskanal hineindrehen. Beate schlägt das „Gutschwager“-Manöver vor, meine Partnerin willigt ein. Ein paar Handgriffe und schon war’s geschafft. Und dann geht alles ganz ganz schnell. Die Wehen werden stärker und länger, die Pausen immer kürzer. Die Tür geht auf und Frau Dr. Reihs ist da, wir sind glücklich. Meine Neugier lässt mich einen Blick auf den Kopf unseres Kindes werfen, der nun schon zu sehen ist. Nur wenige Wehen später ist unser Sohn da. Er schreit, er schaut. Und wir sind im wahrsten Sinne des Wortes hin und weg und einfach nur überwältigt – wir sind jetzt eine „family“.

 

Ingo, Lisa, Fedor

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert